Fashionweek Paris: Kaiser Karls letzte Kollektion

Die Fashionweek von Paris endete am letzten Dienstag mit Karl Lagerfelds letzter Kollektion für Chanel. Überzeichnete Proportionen, eine dunkle Eleganz gemischt mit grellen Farben machen die Mode des nächsten Herbstes zum Spiel mit dem Kontrast.

copyright Kenzo Barzucchetti

Ein letztes Mal konnten die geladenen Gäste Karl Lagerfelds Modelle unter dem hohen Glasdach des Grand Palais entdecken, in einer dieser grossartigen Inszenierungen, für die der Verstorbene das Flair hatte. Kunstschnee, lebensgrosse Chalets und verschneite Berggipfel verwandelten diesmal den Grand Palais für seine letzte Kollektion „Chanel in the Snow“ in eine märchenhafte Wintersportstation.

Bevor es aber losging, hielten die Gäste bedrückt eine Schweigeminute. Dann erklang Karls Stimme, die in seinem typischen Zungenschlag erklärte, warum er vor 36 Jahren bei Chanel eingestiegen sei: „Damals hauchte man Marken noch kein neues Leben ein. Für mich hatte Coco eine faszinierende Persönlichkeit“. Ja, der Deutsche war so faszinierend wie Gabrielle Chanel alias Coco, die das Modehaus vor rund 100 Jahren eröffnet hatte. Dass er auch menschlich eine grosse Lücke reisst, bewiesen die nicht immer zurückgehaltenen Tränen seiner langjährigen Models, obwohl man ihnen hinter den Kulissen befohlen hatte, ihre emotionale Trauer in positive Energie umzuwandeln.

Das ist ganz im Sinne Karls. Der grosse Abwesende hat mit seinen XL-Mänteln in riesigem Hahnentrittmuster und extrem weiten, bodenlangen, bequemen Tweedhosen einmal mehr den Zeitgeist der übertriebenen Proportionen getroffen. Mit David Bowies mitreissendem „Heroes“ endete die Präsentation. Gähnend leer blieb der Ausgang des Backstage-Bereiches während einiger Sekunden. Dort ist der Modeschöpfer jeweils in seinem steifen Gang erschienen. Diesmal grüsste seine langjährige Mitarbeiterin und Nachfolgerin Virginie Viard schliesslich nur kurz, bevor sie in Tränen ausbrach.

So richtig parisisch

Obwohl Karls Ära nun abgeschlossen ist, lebt seine prägnante schwarz-weisse Silhouette und Cocos Sinn für den Tragkomfort weiter. Nicht nur bei Chanel. Viele fluide schwarz-weisse Modelle besitzen in Balmains Kollektion genau diesen Stil und Hedi Slimane, der Karl sehr geschätzt hat, zeigte für Celine mit Goldlitzen eingerahmte Tweedjacken, wie Coco sie einst getragen hatte.  Überhaupt ist dem 50jährigen Stardesigner eine seiner besten Kollektionen gelungen. Diesmal entwarf der sonst so rockige Modemacher eine echt parisische Kollektion mit langbeinigen Silhouetten dank engen Hosen und hohen Stiefeln, Hosenjupes und den legendären, wadenlangen, kleinkarierten Röcken wie sie alle Frauen in den Seventies getragen hatten. Auch Demna Gvasalia hat die vermeintliche Nonchalance der Parisienne inspiriert: „Das sind die Bewohnerinnen, die ich auf der Strasse sehe“, meinte er nach seiner Show bei Balenciaga, wo er hochgestellte Revers und dicke Jacken völlig disproportioniert hat. Denn er sieht nicht nur die elegante Dame in den schicken Stadtvierteln, sondern die urbane Jugend in den Banlieues, wo sich sein Atelier befindet.

Kuriose Kreaturen

Klar sind auf den Laufstegen der Fashionweeks solche Visionen der hochkarätigen Modedesigner immer etwas zu zugespitzt. Und dennoch fliesst der Haupttenor oder ein kleines Detail in den Mainstream: irgendein Kleidungsstück des nächsten Herbst- und Winterlooks muss deshalb überdimensional und wuchtig sein. Dieses Spiel mit den Volumen treibt Comme des Garçons mit regelrechten Kugelröcken, Hosenbeinen so dick wie Schinken oder breiten Lederschulterpatten und riesigen Ohrlappen zu weit. Alles in schwarz. Das ergibt kuriose Kreaturen zwischen Punk, Dschihad und Sexyness in Netzstrümpfen.

Neue Designer

Nina Riccis neue Designer Rushemy Botter (33) und Lisi Herrebrugh (29) spielen ebenso mit den Volumen, möbeln das altbekannte Label aber mit einem schlichten Minimalismus auf. Die Minikleider der beiden Holländer, die auch privat ein Paar sind, bestehen nur aus einem Rechteck, das durch einen Tüllrausch verbreitert wird. Auch Lanvin, dem ältesten französischen Modehaus, muss der neueingestellte Chefdesigner Bruno Sialelli neues Leben einhauchen. Denn seit dem niederschmetternden Ausstieg im Jahre 2015 von Lanvins ehemaligem Stardesigner Alber Elbaz ist es keinem seiner Nachfolger gelungen, an dessen Erfolg anzuknüpfen. Sialelli liefert nun eine bequeme Tagesgarderobe in sehr fluiden, langen Silhouetten wie sie Jeanne Lanvin in den 1910er Jahren verwirklicht hat.  Denn es geht nicht nur um Opulenz, sondern um proportionale Kontraste: Bei Lanvin werden die goldenen Maschenkleider und Pullis hauteng getragen; Christian Dior betont die Taille der schwingenden Röcke.

Aus dem Dunkeln ins Neonlicht

Hell- und Königsblau, Knallrot und Lila ergänzen die mehrheitlich sehr dunkel gehaltenen Kollektionen. Schwarz sowie erdige oder bläulich-grüne Wassertöne wiederspiegeln unseren unheimlichen Zeitgeist. Doch dass man den Weg aus der verbalen Gewalt und den politischen Machtspielen finden muss, beweisen die Modedesigner mit ein paar ganz bunten Modellen. Vor allem Nicolas Guesquière führt bei Louis Vuitton aus der Dunkelheit ins Licht  mit den starken Farben und Mustern eines Piet Mondrians. Bei Saint Laurent leuchten die Kugelpelzmäntel und Stilettos in Neonfarben. Und Balenciagas Frau wirkt im hautengen Pinkpulli wie eine virtuelle Skulptur.

LUXUS ANSTATT TURNSCHUHE

Der französische Konzern Kering trennt sich von Puma, um ein reiner Luxusplayer zu sein, denn seine Nobelmarken Saint Laurent, Gucci und Balenciaga sind heute begehrter denn je.

Mit seinem verspielten Mustermix am gleichen Look hat Chefdesigner Alessandro Michele Gucci in ein neues Zeitalter befördert

Die einst in der Bretagne mit einem Möbelunternehmen begonnene Saga der Familie Pinault gipfelt heute in einem sagenhaften Triumpf: Mit einem Umsatz von 15,5 Milliarden Euros (2017) figuriert sie nun unter den weltweit grössten Luxusgüterkonzernen. Dabei hat vor zehn Jahren der Anteil des Luxus des damals noch PPR (Pinault-Printemps-Redoute) genannten Unternehmens nur 17 Prozent ausgemacht. Heute sind es 71 % des Gesamtumsatzes vor allem dank Kerings legendärer Modemarken Gucci, Saint Laurent und Balenciaga. Das Wachstum der noch im Konzern gehaltenen Sport- und Lifestylelabels ist hingegen weit bescheidener ausgefallen. Deshalb trennt sich Konzernleiter François-Henri Pinault nun von Puma und verteilt die Mehrheit der Aktien des deutschen Turnschuhproduzenten an die Kering-Aktionäre.

Denn der Erfolg im Luxussegment ist phänomenal:  Dank genialen Chefdesignern ist Guccis Umsatz um mehr als vierzig Prozent auf 6,2 Milliarden gestiegen, und Saint Laurent sitzt ebenfalls wieder fest im Sattel. Die Millennium-Generation steht zudem sehr auf Balenciaga, das 100jährige Nobellabel mit dem unverkennbaren architektonischen Stil, in den der erfolgreiche Chefdesigner Demna Gvasalia nun Streetwear einfliessen lässt.  Klar haben die markenübergreifenden, neu eingeführten Produktionsabläufe, die Umstellung auf eine nachhaltige Fabrikation und der Glamour von Pinaults Ehefrau, der mexikanische Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Salma Hayek, viel zum modernen Image des Konzerns beigetragen, der weltweit 44 000 Mitarbeiter, darunter 60% Frauen beschäftigt. Diese zu fördern steht für Pinault dank Hayek im Vordergrund: „Meine Frau hat mich sehr beeinflusst, was die feministische Problematik betrifft“, betont der 56jährige Konzernleiter, Vater von drei Kindern, davon zwei aus erster Ehe. Salma Hayek (51), die den Sohn des Firmengründers François Pinault in Venedig kennengelernt und 2009 geheiratet hat, setzt sich als Aufsichtsratsmitglied der Fondation Kering international für die Frauenrechte ein.

Dass die Pinaults heute in der Highfashion die Nase vorne haben, ist jedoch vor allem ihren Chefdesignern zu verdanken, die am richtigen Ort eingestellt worden sind:  „Um das Ziel eines modernen Luxus zu erreichen, der auf einem kreativen Risiko basiert, vertrauen wir die Universen der Marken einzigartigen Talenten in totaler Freiheit an“, erklärt der stets krawattenlose Konzernleiter. Als sein Vater, der eingefleischte Kunstsammler François Pinault Ende der 1990er Jahre Yves Saint Laurent und Gucci kaufte, gelangen ihm zwei goldene Schachzüge auf einen Streich: Gucci steckte damals voll in der von Tom Ford mit heissem Sexappeal entfachten Erfolgsepoche, und der wenige Jahre später verstorbene Yves Saint Laurent war einer der einflussreichsten und bekanntesten Couturiers aller Zeiten. Damals amtete der eklatante Amerikaner Tom Ford gleichzeitig als Chefdesigner beider Marken. Zwar hatte er dem Florentiner Label neuen Glanz eingebracht. Saint Laurents reiches Erbe ging er hingegen zu zaghaft an. Nach Fords Ausstieg stellte Sohn François-Henri Pinault jedoch 2012 mit Hedi Slimane einen der weltweit besten Chefdesigner an, der erst noch Yves Saint Laurent persönlich gekannt und geschätzt hatte. Mit seiner rockigen Allüre hat Slimane das Seventy-Label neu etabliert. Plötzlich wollten sich wieder alle, die es sich leisten konnten, ein Stück Saint Laurent erhaschen.

Gleichzeitig floppte jedoch Gucci ohne Ford bis Pinault vor zwei Jahren dem langjährigen Studio-Mitarbeiter Alessandro Michele die Regie übergeben hat, der einen radikalen Imagewechsel vollzieht und Fords vulgäre Sexiness verbannt. Das Konzept des Römers eines fröhlichen Spiels mit allen erdenklichen Mustern und Farben am gleichen Look haben dem 46jährigen die Ernennung zum weltweit besten Designer des Jahres 2016 eingebracht. Und Gucci Umsatz stieg spektakulär um fast fünfzig Prozent.

Bei Saint Laurent hingegen findet seit zwei Jahren das Gegenteil statt: Dort entwirft Slimanes Nachfolger, der 36jährige Anthony Vaccarello, extrem erotische Kollektionen. Seine Werbekampagne mit einem Rollergirl, das freizügig den Slip zeigt, machte Skandal, doch sein Rezept mit unendlich langen Beinen unter Superminikleidern, die wie ein Schild wirken, das die Nacktheit schützt, geht auf: 2017 ist Saint Laurents Umsatz nochmals um zwanzig Prozent auf 1,5 Milliarden gestiegen.  Dabei hatte Pinaults Erzkonkurrent, LVMH-Konzernleiter Bernard Arnault mit „Die Redoute steigt in den Luxus ein!“ gewitzelt als ihm ersterer 1999 Gucci unter der Nase weggeschnappt hatte. Denn damals gehörte kein Luxus zum PPR-Konzern, sondern vor allem das Versandhaus La Redoute, das Warenhaus Le Printemps und die riesigen Buchhandlungen und Schallplattengeschäfte FNAC. Von allen dreien hat sich der Konzern jedoch inzwischen getrennt

Modegierige Männer

Nur zu. Formelles mischt sich heute problemlos mit Street- oder Workingwear. Die Freiheit ist da. Und der Mann besitzt endlich auch den notwendigen Mut.

Julien David copyright Raphael Lugassy

Für die Millionen, wenn nicht Milliarden junger Männer, die in den Agglomerationen der Grossstädte wie London, Madrid, Zürich oder Peking, Los Angeles oder Tokio leben, stellt sich die Frage gar nicht. Für sie ist ein gestylter Look völlig normal. Sie haben den Modemut im Blut. Deshalb wurde die Pariser Men-Fashionweek am letzten Wochenende zum wahrhaftigen Happening. Alle Stühle entlang der Laufstege  waren bis auf den letzten Platz besetzt. Bei bester Stimmung haben sich die Männer aus aller Welt an kreativ hochstehenden Schauen für die Mode des Winters 2018/19 inspiriert. Man traf sich beim Edellabel Hermès‘ rund um lauschige Lagerfeuer inmitten eines renovationsbedürftigen Kreuzganges, wo bunte Berglandschaften Pullis und Reisetaschen zierten. In der cleanen Garage des Jungdesigners Julien David hingegen haben die Models ganz witzig in maskierten Hundemasken den trendigen Oversize, Coolness und durchsichtige Regenschütze aus Silikon präsentiert. Sogar bei der Entertainerin Agnes b. war der Andrang so gross, dass sie drei Schauen veranstalten musste. Lanvin erntete tosenden Applaus. Kurz: Die Männer sind begeistert und suchen so mutig wie fast noch nie ihren ganz persönlichen Stil.

„Es findet eine Explosion statt, die eines Tages die Damenmode überrunden wird“, ereifert sich sogar Riad in einer Pariser Tiefgarage an der edlen rue de la Paix, wo sich der Showroom von Nïuku befindet. Der 40jährige Modedesigner gehört zum Dreierteam dieses Junglabels, das wie acht andere Newcomer zum ersten Mal offiziell lief, sozusagen aus dem Underground ins Rampenlicht. Während andere Junglabels absichtlich in den Männermodemarkt einsteigen, weil er weit weniger von den grossen Modegiganten beherrscht wird als bei den Damen, bezeichnet der zweite im Bund, Lenny, die Nïuku-Klamotten als genderless (geschlechtslos). „Viele Frauen kaufen heute Männerkleider“, schmunzelt der Franzose, an dessen Show sich hochkarätige Moderedaktoren, eine äusserst schicke Stadtjugend und stilvoll gekleidete Blacks die Sitz- und Stehplätze streitig gemacht haben, um einen Blick Mode zu erhaschen, die nie langweilt. Man meint, man sehe Vintage und dennoch ist alles neu.

Lenny Guerrier und sein Partner Riad im Showroom ihres Labels Nïuku copyright esther haldimann

Lenny und Riad stammen ursprünglich aus den Banlieues. Seit dem „R“ von Raf Simons auf den Adidas-Turnschuhen interessiere sich auch die urbane Vorstadtjugend für die Highfashion, erklären sie. Ihr Kult für Hoodies, Bombers und Markensneakers, Street- und Workingwear oder eigens auf dem Flohmarkt zusammengestellte Looks hat inzwischen die Laufstege und den Durchschnittsmann erreicht, um alles zu Formelle zu ergänzen.

Sir Paul Smith

Denn der Mann ist heute modemutig, weil sein Ego seit einem Jahrhundert leidet. Einst eine Modeikone mit rauschenden Krägen (Renaissance), hohen Absätzen, die auch bei den Eidgenossen im 16. Jahrhundert Gang und Gäbe waren, oder Mozartzöpfen (Aufklärung), haben die Kriege den Mann zur Uniform verknurrt. Deshalb mauserte sich der Anzug mit Krawatte nach dem zweiten Weltkrieg nahtlos zur Berufsuniform. Ein Zwang aus dem sich das männliche Geschlecht endlich befreit, um sein wahres „ich“ zu kleiden. „Sein Mut reift seit zwanzig Jahren“, beobachtet der britische Modedesigner Sir Paul Smith. Es ist sein Landsmann David Beckham gewesen, der auf dem Fussballplatz plötzlich einen neuen Look mit Tattoos, Schmuck und gestylter Frisur inszeniert hat. Man nannte diese neuen Männer die Metrosexuellen, die sich mit Masken und Cremen die Haut pflegten. Dann haben die Hipster und Lambersexuellen mit Extravaganz und Coolness den Männern Mut zur lockeren Interpretation ihrer selbst gemacht.

„Sie sind heute mutiger, weil sich die Welt verändert hat, weil sie freier sind.  Lockere Dresscodes werden jetzt in

Carol Lim (Kenzo) copyright esther haldimann

vielen Betrieben akzeptiert. Mit T-Shirts, Jeans, Sneakers oder Formellem kleiden sich die neuen Männer heute aus Freude, nicht mehr aus Zwang“, meint Carol Lim, die als Chefdesignerin zusammen mit Humberto Leon Kenzos alten Stil mit Street- und Workingwear erfolgreich aufpeppt. Beide pendeln zwischen Paris und New York, stammen aber aus Los Angeles, deren Underground seit Jahren in der Mode den Ton angibt und wo auch Stardesigner Hedi Slimane lebt, der diese Revolution zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit seinen rockigen Anzügen bei Dior eingeleitet hat.

Sneakers zum Anzug sind seither ein Must und kein Fehltritt. Überhaupt dominiert die Schale nur noch unter den Spitzenpatrons am Davoser Weltwirtschaftsforum oder in der Politik, wo jedoch in Frankreich die „Insoumises“ (Widerspenstigen) rund um den saloppen Jean-Luc Mélanchon bei ihrem Einzug in die Nationalversammlung auch deren bisherigen Dresscode abgeschafft haben.

Frisches Blut in alten Modehäusern

Fashionweek Frühling/Sommer 2017: Paris hielt letzte Woche den Atem an, denn Saint Laurent, Lanvin und Dior gehören zum französischen Kulturgut. Am Dienstag hat Saint Laurents neuer Designer Anthony Vaccarello (34) die Kürze der Superminis seines genialen, rockigen Vorgängers Hedi Slimane übernommen ohne das nie vulgäre Sexappeal des Firmengründers Yves zu erreichen, trotz Leder, Vinyl, durchsichtiger Seide und enorm tiefen Dekoltees. Bescheiden bezeichnete auch Bouchra Jarrar (45) ihre erste Lanvinshow am Mittwoch als reine Ouverture. Die Französin hat sich dazu nicht am unverkennbaren Stil ihres Vorgängers Alber Elbaz inspiriert, sondern liess die edel geklärte Eleganz der Firmengründerin Jeanne in Satin aufleben mit schwarz-weissen Streifen an männlich geschnittenen Blusen, Hosen und Kimonomänteln. Bei Dior komponiert jetzt mit Maria Grazia Chiuri (52) erstmals eine Frau. Die Römerin hat am Freitag am meisten überrascht: Ganz in Schneeweiss, etwas Schwarz und Rot hat die Virtuose die Einflüsse aus dem Fecht- und Motorradsport mit Korsett-Tops aus Monsieur Diors Fifties romantisch vereint.

Drei Trends des nächsten Sommers

DESTRUKTURIERT                   TRANSPARENT               SCHULTERFREI

 

Kreativdirektor – ein Genie des vernetzten Denkens

In zähen Verhandlungen buhlen die französischen Modehäuser um die weltbesten Chefdesigner. Saint Laurent hat blitzschnell Hedi Slimane ersetzt. Diors Damenabteilung hingegen bleibt weiterhin verwaist.

hedi slimane low

Früher entwarf ein Yves Saint Laurent eigenhändig seine Kollektionen allein vor dem weissen Blatt – heute ist der Kreativdirektor längst kein Solist mehr, sondern ein Dirigent, der seinem Team angibt, was es zu zeichnen hat. Er schleift überhaupt am ganzen Image einer Marke. Er muss eine starke Vision besitzen und sich dennoch in die manchmal fast hundertjährige Geschichte eines weltberühmten Traditionshauses einbetten. Diese Auffrischung des globalen Eindruckes ist Hedi Slimane (47) bei Yves Saint Laurent binnen vierer Jahre gelungen. Sogar weit weg vom Pariser Firmensitz, in Los Angeles, hielt das sensible Wunderkind der Modeszene … Lire la suite

Hedi Slimane verlässt Saint Laurent

Was schon seit Monaten in der Modewelt gemunkelt wurde, hat die Keringgruppe nun heute morgen bestätigt: Ihr erfolgreicher Chefdesigner Hedi Slimane verlässt die legendäre Marke Yves Saint Laurent.

hedi slimane low

Seit sich der 2008 verstorbene Yves Saint Laurent selbst im Jahre 2000 aus der Prêt-à-Porter-Mode zurückgezogen hatte, ist es keinem anderen Modedesigner so gut wie Hedi gelungen in die Haut des dekadenten Firmengründers zu schlüpfen. Seit 2012 hat der Franzose Slimane das gesamte … Lire la suite

Bereit fürs weite Hosenbein?

Man geht nicht mehr, man gleitet. Sinnlich und raffiniert kommt die neue, flatternde Hose dem Mann gelegen: Auffallen will er, um nicht in der breiten Masse unterzugehen.

Dior_Homme_Hiver2016-17_look_17 by Patrice Stable

In den 1970er Jahren haben alle weite Hosen getragen: Joe Dassin ganz in weiss, Michel Sardou hochtailliert, Mike Brant zum Seidenhemd mit Fledermausärmeln. Ausgelöst durch die Befreiung aus den gesellschaftlichen Zwängen von Mai 68 und der Hippiebewegung waren die Seventies eine nie mehr egalisierte Modezeit. Ihre fazettenreiche Fülle wird seit mehreren Jahreszeiten auf den Laufstegen ausgelotet. Die Trompetenhosen des Hippie-Chics haben aber kaum Fuss gefasst. Dafür setzen sich seit Jahren die ursprünglich von Hedi Slimane bei Dior anfangs des dritten Jahrtausends zu neuem Leben erweckten Röhrlihosen fest. Der Retro-Rocker muss sich jetzt aber auf einen weit breiteren Hosenschlag einstellen. Zumindest hat die Pariser Männerfashionweek Ende Januar dieses neue Gehgefühl prächtig inszeniert: Nur rund zehn Zentimeter unter der Brust verschlossen, betont die neue Männerhose nicht etwa wie in den 7oern den Männerstolz unter der Gürtellinie. Nein, sie pludert … Lire la suite

Bald regiert wieder die Romantik

Kaum hat sich der emanzipierte Unisex-Look etabliert, wird er an den Modeschauen in New York, London, Mailand und Paris schon wieder vom Laufsteg gefegt.

Die Parisienne trägt in diesem Herbst Männerkleider. Nicht nur Fernsehmoderatorinnen, Politikerinnen, sondern auch Schauspielerinnen schwören auf Kompetenz und Komfort in schlichter Eleganz: Schauspielerin Charlotte Gainsbourg besticht bubenhaft im … Lire la suite

Designerwechsel – ein Risiko, das die Zukunft bestimmt

Der Schritt ins Unbekannte, der sich meist auszahlt : An der Pariser Fashionweek zeigten hochkarätige Marken die Kollektionen ihrer neu eingestellten, weltbesten Chefdesigner.

Dior_AW1516 - Group shotRaf Simons pour Christian Dior  copyright: Dior

Ganze neun Tage dauerte diesmal die Pariser Fashionweek mit einer neuen Herbst- und Wintermode, die Biss hat : Aalglatte Schaftstiefel verwandeln sich zu Strümpfen. Pelze und Häute, Motive und Farben aus der Savanne oder dem Urwald drücken das Tierische, das Unvorhergesehene, das Ungewisse der Frau aus. Ebenso ungewiss spielen die weltweiten Modeplayer, wenn sie neue Chefdesigner einstellen. Kering und LVMH aus Paris, der Barceloner Konzern Puig sowie Renzo Rossos italienische Holding « Only the Brave » buhlen für ihre diversen Marken um die weltbesten Modedesigner. Auch das an der Pariser Börse notierte, über 170jährige Familienunternehmen Hermès International, führt  zwar wie Chanel kein solches Marken-Portefeuille…, Lire la suite

Wir tragen Teppich

Die Männermode-Designer rufen in Paris zu mehr Völkerverständnis auf – aber nicht nur.

 

Bilder: Kenzo

« Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin ». In den Siebziger Jahren hat sich die Jugend diesen Slogan gegen den Krieg in Vietnam auf die Umhängetasche geklebt. Damals schon war Khaki Trumpf, das mit Abzeichen und Pins besteckte Militärhemd und die unumgängliche « Armyjacke ». Dass heute der Retrotrend der Seventies erneut mit der aktuellen Kriegsstimmung zusammentrifft, ist eigentlich Zufall. Der Terror findet jetzt allerdings nicht nur in fernen Ländern, sondern direkt vor der eigenen Haustür statt. Lanvins Männershow beginnt dennoch … Lire la suite